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Fluchtinstinkt des schamhaften Sondengängers

Mephistopheles

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Detektor
XP Deus
Ich habe in meiner Zeit als Sondengänger schon so einige absurde Situationen erlebt, doch ich muss immer wieder lächeln, wenn ich an die knallharten Fluchtkrieger denke, die ich in dieser Zeit panisch an mir vorbei schnellen sah. Immer in der nahezu traumatischen Gewissheit, dass jedes Auto welches in der Nähe parkt, jedes Licht das in der Nähe leuchtet und jedes Geräusch das man man vernimmt, und sei es nur ein Fuchs der furzt, nur eins im Sinn hat, uns.
Ich bin kein mutiger Mensch an sich, gewiss nicht... schon die wütende Lebensgefährtin, deren Schreie das Haus erzittern lassen, wenn ich vom Acker kam und ein nicht geringer Anteil davon nun die Böden, Wände und manches Mal selbst die Decke in sanften Brauntönen sprenkelte... flößte mir unsägliche Angst ein. Doch diese Gefahr war auch real und tödlich, ein feminin und feministischer Tsunami aus Wut und Hass, doch im Gegensatz zu seinem Pendant aus Wasser, ist dieser keine neutrale Naturgewalt die sich einen Teufel um mich schert..der weibliche Tsunami hat nur eins im Sinn, er will mich leiden sehen, er will töten und vernichten, und zwar allein mich.
Es ist also nicht verwunderlich, dass selbst der Gedanke daran mir einen kalten Schauer über den Rücken fließen lässt, einen unsäglichen Horror grauenhaften Ausmaßes.
Doch mein Vorteil ist, wenn ich Angst habe, überlege ich als erstes ob sie angebracht ist
Wer sich in einem rechtlichen Graubereich bewegt, und dann noch unsicher ist, in welchem Grauton... der verfällt einem Verhalten, das ich die "Gangsterängste" nenne. Wer glaubt etwas Unrechtes zu tun, und damit keine Erfahrung hat, der ist leicht aus der Ruhe zu bringen. Denn was sonst unscheinbar ist, wird dann mit den Augen des flüchtigen Verbrechers gesehen...
So mancher Sondengänger schleicht deswegen förmlich über den Acker, stets angespannt und bereit zur Flucht wie ein Kaninchen im Fuchsbau.
Ein Beispiel, das mir im Gedächtnis blieb, ist das Panikkompendium des, nennen wir ihn, Herr K.
Herr K. Ist tätowiert, bärtig und er flößt so manchem sicherlich Respekt ein, wenn er die Stimme erhebt. Doch Nachts sind alle Katzen grau und mancher Magen flau, so auch der seine. Wenn wir irgendwo parkten und ein anderes Auto hielt in der Nähe, konnte es durchaus passieren, dass man sich umdrehte und er war verschwunden... geflohen ins sichere Umfeld seines Fahrzeugs. Denn der einzige Grund, der ihm für ein parkendes Auto einfiel, war, dass der Insasse "alles wusste" und sicher Jagd auf uns machen würde.
Einmal, als er in der Dunkelheit im nirgendwo auf einem Acker umher schlich, ich war auch anwesend, bog plötzlich ein Auto auf den Feldweg ein und brauste quer über die Wiesen auf uns zu. Die nächste Deckung war der Wald in weiter Ferne, während das Auto kaum fünfzig Meter entfernt war. Jede Flucht war völlig sinnlos, dennoch trat er sie an, scheinbar im festen Glauben die Angst könne ihm Flügel verleihen, denn die wären für eine erfolgreiche Flucht nötig gewesen. Ich rief ihm nach, "Zu fliehen macht dich überhaupt erst verdächtig und das Auto ist schneller als du" , doch in seiner wilden Panik wäre wohl ein Genickschuss notwendig gewesen um ihn zu stoppen. Ich habe mir in solchen Situationen angewöhnt der scheinbaren Gefahr entspannt entgegen zu laufen, denn "ich" mache ja nichts Unerlaubtes und genau so verhalte ich mich auch. Es stellte sich heraus, dass es ein Jäger war, der einfach wissen wollte was zwei Affen wie wir Nachts auf den Äckern treiben...wer kann es ihm verdenken. Nachdem ich seine Neugier gestillt hatte, war er ebenso schnell wieder verschwunden. Weil es ihm an der Fähigkeit sich in einen Kaninchenbau zu zwängen mangelte, sah Herr K., dass der Jäger sich wieder entfernte und kam zurück.

Ein anderes Mal, ich war voll in meinem Suchhyperfokus, da tippte er mir plötzlich auf die Schulter und zeigte mit dem Finger hinter sich... "Da verfolgt uns einer, ich habe eine Lampe gesehen"... Ich drehte mich um, und sah nach einiger Zeit die Lampe. Ich wäre eher besorgt gewesen, hätten wir jemand ohne Lampe in der undurchdringlichen Finsternis entdeckt... das wäre verdächtig gewesen. Um ihm klar zu machen, dass es die Wahrnehmung war, die es so gefährlich erscheinen ließ, und nicht die Realität, sagte ich, "komm, den holen wir uns..." und ging strammen Schrittes auf das Licht zu.... das junge Mädchen, dass seinen Hund Gassi führte und eine Stirnlampe trug um nicht zu fallen im Dunkeln, erschrak zu Tode, als ich es zur Rede stellen wollte. Wieder hatte sich gezeigt, die wahre Gefahr war die Angst des Herrn K. und sie hatte erneut Opfer gefordert.

Ein weiteres wunderschönes Erlebnis ereignete sich mit zwei anderen Kollegen... ich will sie einmal die Herren A. und P. nennen.
A. und P. hatten sich in den Kopf gesetzt ein Plateau zu erobern, das vielsprechend zu sein schien.
Da sich in unserem Bundesland die hellsten Köpfe der Welt zusammen gesetzt hatten um zu überlegen, wie Denkmäler zu schützen seien, kam man auf eine nobelpreisverdächtige Idee... man verwehrt einfach den Zugang zu den jeweiligen Ortsangaben der Denkmäler. Dank diesem Geniestreich, kann man sich theoretisch immer auf einem Denkmal befinden, ohne es zu ahnen...
Doch dem subversiven Denkkollektiv war eines entgangen... es gab viele Werke, die vor der Nobelpreisidee veröffentlicht worden waren, in denen man die Stellen fand... so war es nur jenen verwehrt die Orte zu kennen...die nicht explizit auf bzw. nach Denkmälern suchen, denn wer würde schon eine spontan ausgesuchte Stelle auf Denkmalschutz in alten Büchern prüfen.
Wir befanden uns an einem Ort an dem mit absoluter Sicherheit absolute Unsicherheit diesbezüglich herrschte, was sich als allgemeines Angstfundament manifestierte...
Man beschloss, um Ärger aus dem Weg zu gehen, in absoluter Dunkelheit ohne Lampe, beim faden Schein des Mondes, der sich immer wieder hinter den Wolken vor unserem Anblick in Sicherheit zu bringen schien, los zu gehen. Ob diese Entscheidung angesichts mehrerer steil abfallender Stellen im näheren Umfeld vernüftig war wage ich zu bezweifeln, aber wir waren noch so jung, fast Kinder, die beiden wohl Mitte vierzig, ich noch in den späten dreißigern....und wussten es einfach nicht besser.
Nach einiger Zeit Zeit hörte ich einige Rufe in der Ferne. Ich blickte in diese Richtung und sah einen Mann, den ich "den Gehirnakrobaten" nennen will, der in einem Geistesblitz eine Idee geboren zu haben schien. Er ließ seinen Hund neben dem Auto her frei laufen, vermutlich um sein Geschäft zu machen und dann wieder ins Auto zu steigen. Wie es jedoch bei Blitzen oft geschieht... war dieser außer Kontrolle geraten, und der Hund entschied sich eigene Wege zu gehen und den Halter einfach hinter sich zu lassen. Nun fuhr der Mann, verzeihung "Gehirnakrobat", rufend, in der Dunkelheit, hinter seinem Hund her, und ich könnte schwören ich sah wie derselbe im Lichtkegel der Fahrzeuglampen auftauchte und ein Lächeln über seine Lefzen huschte... dann verschwand er wieder.
Ich beobachtet den Vorgang kurz und überlegt ob die anderen die Szenen auch gesehen hatten...da wurde ich auch schon beinahe umgerannt von ihnen...ich hörte nur noch "Polizei, Polizei.." und schon hatte die Nacht sie verschluckt. Ich rannte hinterher um sie einzuholen und auf ihren Irrtum hinzuweisen, auch wenn das Ausmaß an Fantasie nahezu an Schizophrenie grenzen musste um dort ein Polizeiauto erkennen zu glauben. Leider ist das Rennen auf einem Untergrund, den man bestenfalls erahnen kann, nicht so spaßig wie es klingt...das zumindest ging mir durch den Kopf während ich, von außen betrachtet sicherlich sehr elegant, zu Boden stürzte. Ich rappelte mich auf und schaffte es die Zweimannherde abzubremsen und sie auf ihren Irrtum hinzuweisen. Schüchtern wie zwei jungfräuliche Nonnen auf einer Swingerparty begannen die beiden langsam Vertrauen in meine Aussage zu fassen und kehrten, anfangs widerwillig, um.
Was lehrt uns diese Geschichte nun, abgesehen von der Erkenntnis, dass wir alle wohl im Zirkus besser aufgehoben wären?
Ich bin nicht sicher, vielleicht ist es vielmehr eine Empfehlung...
Wenn ihr euch auf ein minimales Risiko einlasst, solltet ihr eure Hoden nicht daheim vergessen. In den seltensten Fällen will euch jemand ans Leder...oder den Spaten...
 
Zuletzt bearbeitet:
Haste wieder mal sehr fein geschrieben. Kenne solche Situationen auch wo Leute voellig Panisch reagieren und der Groesste Fehler ist es wegzulaufen - wenn man sich nicht gerade auf einem Denkmal befindet. Leider werden diese in Hessen nicht bekannt gegeben so dass man es nie wissen kann - zumal die Achies auch mit der Schummerung arbeiten und selbst wenn niemand von denen vor Ort war - einfach irgendwelche Strukturen zum Denkmal erklaeren... aber rein rechtlich kommt man im Notfall aus der Nummer schnell raus - Wenn nicht gerade ein Schild dort steht...
 
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